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Barock (1600–1720)

Barock (1600–1720)

Die Epoche des Barock

Der Zeitraum von ca. 1600 bis 1720 gilt als Epoche der Barockliteratur, die sich im deutschen Sprachraum während und nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) entfaltete. Als Epochenbezeichnung wird das aus dem Portugiesischen stammende Wort Barock erst seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts benutzt.

Wichtige Autoren und Werke des Barock
  • Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1621–1676):
    • »Der abentheuerliche Simplicissimus Teutsch«
  • Andreas Gryphius (1616–1664):
    • »Menschliches Elende«
    • »Es ist alles eitel«
  • Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616–1679):
    • Lyrik und Epigramme
  • Martin Opitz (1597–1639):
    • »Buch von der deutschen Poeterey«

Typische Merkmale der Barockdichtung

Prägend für die literarischen Werke war das damalige Weltbild, welches stark von den Schrecken des Krieges und von der Religion beeinflusst wurde. Die Dichter thematisierten die Gegensätze in nahezu allen Lebensbereichen. Das wird auch als Antithetik bezeichnet. Die Herrscher der deutschen Kleinstaaten mischten sich überall ein und machten sowohl der Kirche als auch der Wirtschaft Vorschriften. Für Erziehung, Bildung und Kunst gab es ebenfalls strenge Regeln.

In der vorausgegangenen Epoche der Renaissance waren noch viele Dichtungen auf Lateinisch verfasst worden. Mit dem Barock begann die Zeit der deutschsprachigen Literatur. Als Vorreiter ist das 1624 erschienene »Buch von der deutschen Poetery« zu nennen, in dem der Dichter Martin Opitz Richtlinien für das Verfassen von Versen und Texten zusammenfasste. Da die Leser jener Zeit ihre Lektüre nach Gattungen auswählten, hielten sich die Dichter an die Vorgaben und schrieben strikt innerhalb bestimmter Genres mit deren festgelegten Formen und Themen.

Charakteristisch für die Barockliteratur sind die Hinwendung zu Gott sowie das sogenannte Vanitas-Motiv (Vergänglichkeitsbewusstsein, ursprüngliche Wortbedeutung: Misserfolg). Inhaltlich folgten die Dichter der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Vordergrund – etwa Diesseits und Jenseits, Schein und Sein oder Blüte und Verfall. Immer wieder taucht auch das lateinische Motto »Carpe diem« (Nutze den Tag) auf, dem die Mahnung »Memento mori« (Bedenke, dass Du sterben wirst) gegenübergestellt wird. Diese beiden »Empfehlungen« drücken das Lebensgefühl der Menschen zur Zeit des Barock besonders deutlich aus.

Den drei Ständen der Gesellschaft – dem Adel, dem Bürgertum und den Bauern – entsprechend wurde die Sprache in der Literatur in drei Gattungen eingeteilt,

  • Hoher Stil = würdevolle Sprache
  • Mittlerer Stil = normale Sprache
  • Niederer Stil = einfache Sprache

Theaterdichtung im Barock

»Die Welt ist ein Theater« – diese Betrachtungsweise lag der damaligen dramaturgischen Arbeit zugrunde. Die Bühnenwerke des Engländers Shakespeare, der Franzosen Corneille und Molière und des italienischen Komponisten Monteverdi hatten Erfolg in Europa. Da es kein deutsches Nationaltheater gab, entstanden kaum deutschsprachige Dramen. Die Ständeklausel gab vor: Tragödien schilderten das Schicksal von Personen aus dem Adel, während die Komödien von »niederen Menschen« handelten.

Barocke Lyrik

Die überwiegende Zahl der Barockgedichte hatte die Form eines Sonetts. Sie bestanden aus zwei Strophen mit drei und zwei weiteren Strophen mit vier Versen. Damit entsprach die Poesie dem geltenden Maßstab für klare Gliederungen und Strukturen.

Sogar die schwärmerische Liebeslyrik des Barock hielt die Vorgaben ein und wurde entweder im hohen, im mittleren oder im niederen Stil verfasst. Das heißt: Sonette priesen Schönheit und Tugend der Angebeteten in bildhaften Umschreibungen. Die beiden anderen Gattungen schlossen das Sonett aus. Sie schildern entweder heiter die Vorzüge der sinnlichen Liebe (mittlerer Stil) oder drastisch-obszön, was sich körperlich beim Liebesakt abspielt. Um Originalität ging es den Dichtern kaum. Dafür waren sie zu sehr darum bemüht, die verlangten Mustern einzuhalten und keinen eigene Sprachfarbe erkennen zu lassen.

Einige Stilmerkmale ziehen sich durch die gesamte Barockliteratur – darunter das ausgiebige Betrachten und Umkreisen des Hauptgedankens sowie die Häufung und Wiederholung bestimmter Wörter, Metaphern und Vergleiche mit derselben Aussage. Beim Satzbau fällt auf, dass sich Subjekt und Prädikat in den Versen auf mehrere Sätze beziehen und im Verlauf eines Gedichtes häufig wegfallen. Typisch für die Barockdichtung ist neben der erwähnten Antithetik außerdem die spezielle Bildsprache. Diese ist fester Bestandteil der sogenannten Embleme (Sinnbilder), die eine feste Bedeutung besaßen. Sie setzen sich aus Überschrift, Hauptaussage, einem aus dem Leben entlehnten Bild mit einer Figur aus Bibel, Geschichte und Mythologie sowie einer abschließenden Erklärung in Versform zusammen.

Prosadichtung des Barock

Diese Literaturgattung umfasste einerseits Reiseberichte, Predigten und wissenschaftliche Aufsätze, andererseits gehörten Erzählformen wie Romane, satirische Traktate, Sprüche und Schwänke dazu. Bei den Romanen unterscheidet die Literaturwissenschaft zwischen dem höfischen, historischen Werk, dem Schäferroman und der »niederen« Form wie dem Schelmenroman. Die erste Form wurde hauptsächlich aufgrund von übersetzten Werken aus dem europäischen Ausland bekannt. In den Schäferromanen drehte sich alles um Liebeskonflikte, und im Schelmenroman wurde die Welt gewissermaßen aus der Sicht von unten beschrieben wie in der fiktiven Autobiografie »Simplicissimus«.

Bedeutende deutsche Dichter des Barock

Die in dieser Epoche entstandenen deutschsprachigen Dramen und Romane sind heute kaum noch bekannt – mit Ausnahme des Schelmenromas »Der abenteuerliche Simplicissimus«, geschrieben von Christoffel von Grimmelshausen (1621-1676). Damals waren Martin Optiz und Daniel Caspar von Lohenstein ebenfalls populäre Literaten.

Die barocke Lyrik dagegen ist bis heute als Lesestoff verbreitet. Andreas Gryphius (1616-1664), der auch Dramatiker war und Romane schrieb, zählt zu den bedeutendsten Barockdichtern. Von ihm stammen die »Sonn- und Feiertagssonette«. Literarische Geltung besitzt nach wie vor auch das lyrische Werk des Johann Scheffler (1624-1677), besser bekannt als Angelus Silesius (»Cherubinischer Wandersmann«).