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Innere Emigration (1933–1945)

Innere Emigration (1933–1945)

Was bedeutet Innere Emigration?

Mit dem Begriff »Innere Emigration« ist die Überzeugung von Schriftstellern gemeint, die Deutschland während der NS-Zeit nicht verließen, aber die nationalsozialistische Ideologie im Geiste ablehnten. Autoren emigrierten nicht körperlich, sondern geistig, und bildeten so einen inneren Widerstand.

Wortbedeutung: Emigration

Emigration stammt vom lateinischen Wort emigratio ab und bedeutet »Auswanderung«. Gemeint ist eine dauerhafte Auswanderung in ein anderes Land.

Geschichtlicher Hintergrund

In Deutschland begann der NS-Terror mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 . Demokratische Grundrechte wurden unter den Nazis stark eingeschränkt oder sogar vollständig abgeschafft. Zu Beginn stieß die rassistisch geprägte Ideologie auf wenig Widerstand aus der Bevölkerung.

Zahlreiche politische und gesellschaftliche Einrichtungen (Behörden, Vereine, Medien) fielen der Gleichschaltung zum Opfer. Wer sich widersetzte, wurde von den Nationalsozialisten bekämpft oder gar ermordet.

Die Bücherverbrennung im Mai 1933 läutete das Ende der von Vielfalt und Freiheit geprägten Kunst- und Kulturszene ein. Es folgte eine Zensur in Kunst, Literatur, Presse und Film.

An die 500.000 Menschen, davon ca. 2.000 Autoren, verließen in den nachfolgenden Jahren das Land. Aus Verzweiflung nahmen sich viele dieser Menschen anschließend das Leben (Suizid).

Diejenigen, die nicht ins Exil gingen, waren entweder Mitläufer und Befürworter der Nationalsozialisten oder fanden Zuflucht in der inneren Emigration.

Autoren in der Inneren Emigration

Wichtige Autoren und Werke der Inneren Emigration

  • Stefan Andres (1906–1970):
    • El Greco malt den Großinquisitor
  • Ernst Jünger (1895–1998):
    • Auf den Marmorklippen
  • Erich Kästner (1899–1974):
    • Doktor Erich Kästners lyrische Hausapotheke
  • Oskar Loerke (1884–1941):
    • Der Silberdistelwald

Sympathisanten des NS-Regimes propagierten die rassistische und antisemitische Weltanschauung mithilfe der sogenannten Blut- und Bodenliteratur. Übergeordnetes Ziel war eine Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie. Bauernromane und Werke, die den Krieg positiv und euphorisch schilderten (Kriegsromane) waren sehr verbreitet.

Die Schriftsteller, die während der NS-Diktatur in Deutschland blieben, aber nicht mit dem NS-Regime zusammenarbeiten wollten, wählten den Weg der Inneren Emigration.

Vielen dieser Autoren wurde ein Schreibverbot ausgesprochen. Manche wählten unpolitische Themen, andere übten Kritik in verschlüsselter Sprache aus. Man spricht von »Kritik zwischen den Zeilen« oder »getarntes Schreiben«.

Im Selbstverständnis bildeten die Autoren der Inneren Emigration eine geistige Opposition (Gegenbewegung) zum Nationalsozialismus.

Literatur der Inneren Emigration

Die Literatur der Inneren Emigration war gezwungenermaßen unpolitisch. Zu groß war die Angst vor Gewalt und Tod. Neben historischen Romanen wurde vor allem der Naturlyrik Bedeutung beigemessen. Begründet in der Hoffnung auf ein baldiges Endes des NS-Herrschaft, wurden humanistische Grundwerte in den Werken vermittelt. Literatur sollte Trost und Hoffnung sein.