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Renaissance und Humanismus (1350–1600)

Renaissance und Humanismus (1350–1600)

Die Epoche der Renaissance

Die Renaissance ist eine gesamteuropäische Kulturepoche, die im 15. und 16. Jahrhundert in Italien ihren Ausgang genommen hat. Die Renaissance wird auch als Zeitalter des Humanismus bezeichnet, der den Menschen als das Maß aller Dinge in den Mittelpunkt des Interesses rückt.

Wichtige Autoren und Werke der Renaissance
  • Hans Sachs (1494–1576):
    • »Das Kälberbrüten«
  • Sebastian Brant (um 1457–1521):
    • »Das Narrenschiff«
  • Ulrich von Hutten (1488–1523):
    • »Gesprächsbüchlein«
  • Erasmus von Rotterdam (um 1467–1536):
    • »Das Lob der Torheit«
  • Martin Luther (1483–1546):
    • Bibelübersetzung
    • Kirchenlieder

Der Epochenbegriff

Der Begriff Renaissance stammt aus dem Französischen und bedeutet Wiedergeburt. Mit dieser »Wiedergeburt« ist die Überwindung des mittelalterlichen Weltbildes sowie die Wiederentdeckung der antiken Kultur gemeint. Auf die Antike führt auch der in dieser Zeit zu neuen Ehren kommende Humanitas-Begriff (lateinisch = Menschlichkeit) zurück – dieser drückt am Ende des »dunkles Mittelalters« nunmehr das Streben nach geistiger und religiöser Erneuerung aus.

Als Epochenbezeichnung findet der Begriff Renaissance im Übrigen erst seit dem 19. Jahrhundert Verwendung: Im 15./16. Jahrhundert war stattdessen das Wort »reformatio« in Gebrauch.

Historische Einordnung

Nicht ganz zufällig klingt bei dem Terminus »reformatio« bereits die Reformation an; immerhin machte es sich die Renaissance zur hauptsächlichen Aufgabe, religiöse Autoritäten und das gotteszentrische Weltbild infrage zu stellen. Als Martin Luther im Jahr 1517 seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg schlug, war der Prozess der Erneuerung in vielen Bereichen des Lebens, der Wissenschaft und der Kunst jedoch längst in vollem Gange. Als Geburtsstunde der Renaissance sind stattdessen die Eroberungszüge der Türken anzusehen – die aus dem eroberten Konstantinopel nach Italien fliehenden Gelehrten regten an den dortigen Fürstenhöfen das Studium der in Vergessenheit geratenen antiken Schriften an.

Die Verbreitung der wiederentdeckten Werke von Philosophen (z. B. Platon), Dichtern (z. B. Homer) und Historikern (z. B. Tacitus) wurde vor allem durch die Erfindung des Buchdrucks von Johannes Gutenberg begünstigt (1455), die zudem auch der zeitgenössischen Textproduktion einen gewaltigen Schub verlieh. Darüber hinaus hatten etwa die Entdeckung von Amerika und revolutionäre wissenschaftliche Erkenntnisse (wie das von Kopernikus begründete heliozentrische Weltbild, nachdem die Erde um die Sonne kreist), zur Folge, dass sich das aufstrebende Bürgertum geistig zunehmend von den früheren religiösen Autoritäten befreite.

Bedeutung der Literatur in der Renaissance

Während sich der neue Zeitgeist in einen krassen Widerspruch zu dem für stumpfsinnig gehaltenen Mittelalter setzte, wurde ein an die Antike angelehntes, humanistisches Menschenbild zur Grundlage der Erneuerung gemacht. Dabei begünstigte es neben dem erwähnten Buchdruck auch die zunehmende Alphabetisierung, dass neue Theorien und Gedanken eine große Verbreitung fanden. Die Renaissance ist somit als die Literaturepoche bekannt, in der die Zahl der Publikationen geradezu explodierte. Allerdings war der Großteil der veröffentlichen Bücher und Schriften dann doch eher an die etwas niederen Instinkte des Menschen gerichtet.

Erwartungsgemäß hat die Antike auch auf die Literatur der Renaissance wichtigen Einfluss genommen. Sind insbesondere in der Dramatik die griechischen Vorbilder unverkennbar, ist der Bruch zum Mittelalter in der Lyrik und Epik nicht ganz so groß. Fließende Übergänge machen hier oftmals deutlich, dass sich viele Autoren der Renaissance weiterhin an mitteleuropäischen Traditionen orientierten. Insgesamt ist ab dem 15. Jahrhundert somit eine beachtliche Vielfalt an Literaturgattungen und -strömungen festzustellen.

Epik der Renaissance

Die zunehmende Fokussierung auf den Menschen drückt sich in der Renaissance durch eine große Verbreitung von Volksbüchern aus, die als ein Sammelsurium aus Sagen, Legenden, Fabeln und Balladen an eine breite Leserschaft gerichtet waren. Darüber hinaus stießen die bereits im Mittelalter beliebten Ritter-, Abenteuer- und Schelmenromane auf reges Interesse, die nun aber zeitgenössische Helden (z. B. Till Eulenspielegel) zum Thema machten.

Des Weiteren ist die Renaissance die Hochzeit von Satiren, Schwänken und der Narrenliteratur; häufig wurden diesen literarischen Formen genutzt, um vermeintlich harmlose Kritik an der religiösen und herrschaftlichen Obrigkeit zu üben (z. B. die von Johannes Reuchlin herausgegebenen Dunkelmännerbriefe).

Lyrik der Renaissance

Die Anklänge an das Mittelalter sind im Bereich der Lyrik besonders groß; so weist die in der Renaissance festzustellende Blütezeit des Volkslieds unmittelbar auf die niedere Minne zurück. Martin Luther gilt zudem als Schöpfer des evangelischen Kirchenlieds, welches den Gläubigen erstmals die aktive Teilnahme am Gottesdienst ermöglichte. Im 16. Jahrhundert gewann der Meistersang an Popularität; nachdem sich diese in Aufbau und Form strengen Regeln folgende Lyrik zunächst in kirchlichen Singbruderschaften entwickelte, wurde der Meistersang bald als Kunstform der Zunfthandwerker bekannt. Am Beispiel der zünftigen Lyrik zeigt sich, dass die Literatur der Renaissance – nicht zuletzt aufgrund des höheren Bildungsgrades – fast ausschließlich in einem städtischen Umfeld entstand.

Als Verfasser von über 4000 Meisterliedern hat sich insbesondere Hans Sachs um die Lyrik der Renaissance verdient gemacht; darüber hinaus weisen aber auch rund 200 verfasste Dramen und eine nahezu unüberschaubare Zahl an epischen Schriften auf eine beeindruckende Produktivität des Schuhmachers hin.

Dramatik der Renaissance

Ähnlich wie sich in den vorangegangenen Jahrhunderten die hohe, ebene und niedere Minne an verschiedene Zuhörerkreise richtete, zeichnete sich auch die Dramatik der Renaissance durch eine große Vielfalt aus. Den Idealen des Humanismus waren dabei jene Werke verpflichtet, die sich im Aufbau, der Ausgestaltung der Akte und dem oftmals moralisierenden Unterton an antiken Vorbildern wie Seneca orientierte.

Auf eine Belehrung der Zuschauer zielte auch das Fastnachtspiel ab, welches als ein Wegbereiter des modernen Dramas gilt. Ernste Themen wurden hierbei zumeist in eine komödiantische – bisweilen sogar alberne – Handlung verpackt. An das Fastnachtspiel ist zudem der dramatische Schwank angelehnt, der mit seinen kuriosen Situationen und holzschnittartigen Charakteren bereits den späteren Stücken der Volkstheater nahe kommt.


Beitragsbild: Creative Lab / Shutterstock