Literatur der 1950er-Jahre

Für die Literatur der 1950er-Jahre gibt es keine eigene Epochenbezeichnung. Die Literaturszene war von zahlreichen politischen und gesellschaftlichen Ereignissen beeinflusst. Durch die Aufteilung in vier Besatzungszonen zeichneten sich bereits kurz nach Kriegsende unterschiedliche Entwicklungen zwischen dem Ost- und Westteil Deutschlands ab.
Übersicht:
Geschichtlicher Hintergrund
Die 1950er-Jahre waren zunächst bestimmt durch den Wiederaufbau des vom Krieg zerstörten Landes. Auch der Kalte Krieg (USA und NATO gegen Sowjetunion) und der beginnende wirtschaftliche Aufschwung hatten einen Einfluss auf das Jahrzehnt.
Konrad Adenauer prägte die Politik Westdeutschlands (Adenauer-Ära). Er erwirkte eine wirtschaftliche und politische Eingliederung der 1949 gegründeten BRD in die westeuropäische Staatengemeinschaft. Die Annäherung an den Westen mündete 1955 im Beitritt in die NATO (North Atlantic Treaty Organization).
Die soziale Marktwirtschaft und der Marshallplan zogen das Wirtschaftswunder in Westdeutschland nach sich.
Wichtige Autoren und Werke der 1950er
- Alfred Andersch (1914–1980):
- Wolfgang Koeppen (1906–1996):
- »Tauben im Gras«
- »Das Treibhaus«
- Max Frisch (1911–1991):
- »Homo faber«
- »Stiller«
- Ingeborg Bachmann (1926–1973):
- »Die gestundete Zeit« (Gedichtband)
- Heinrich Böll (1917–1985):
- »Das Brot der frühen Jahre«
- Friedrich Dürrenmatt (1921–1990):
- Paul Celan (1920–1970):
- »Todesfuge«
- Günter Grass (1927–2015):
- Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929):
- »verteidigung der wölfe«
Gesellschaft der 1950er-Jahre
Das Wirtschaftswunder setzte Euphorie in der Bevölkerung frei. Nach den Jahren der Entbehrung, bestimmten nun Besitzdenken und wachsender Massenkonsum den Alltag.
Im Gegenzug gerieten die Aufarbeitung der NS-Zeit und die Auseinandersetzung mit Schuldfragen in den Hintergrund.
Aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs wurden zusätzliche Arbeitskräfte benötigt. Da die deutsche Bevölkerung diesen Bedarf nicht abdecken konnte, warb die Regierung ab 1954 Gastarbeiter aus Italien an. Das Modell erwies sich als so erfolgreich, dass in den 1960er Jahren weitere Gastarbeiterverträge Portugal, Spanien und der Türkei geschlossen wurden.
Vorstellung vom Menschen
- Mensch wird definiert durch Teilhabe an sozialer und wirtschaftlicher Gemeinschaft/Gesellschaft
- Mensch als Bürger und Konsument
- ausgeprägte Erfolgsorientierung und Besitzdenken
Literatur in den 1950er-Jahren
Die Literaturszene der 1950er-Jahre war geprägt von den Autoren der Gruppe 47, die durch den Schriftsteller Hans Werner Richter gegründet wurde. In den Jahren 1947–1967 lud Richter ein- bis zweimal jährlich zu einem Autorentreffen ein. Diese Treffen dienten der gegenseitigen Vorstellung neuer literarischer Werke und der Förderung von aufstrebenden Autoren. Zu den Eingeladenen gehörten unter anderem Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll, Günter Grass, Paul Celan und Alfred Andersch. Der Förderpreis »Preis der Gruppe 47« wurde zu einer begehrten Auszeichnung und stellte für viele junge Autoren den Beginn ihrer Karriere dar.
Große Debatten zur Literatur gab es in dem Jahrzehnt nicht. Es herrschte aber ein allgemeines Misstrauen gegenüber Ideologien und einer vom Nationalsozialismus missbrauchten Sprache. Die Autoren suchten deswegen nach neuen Sprachbildern und Ausdrucksmöglichkeiten.
Die verwendete Sprache war einfach, alltagsnah, karg und schmucklos. Mit ihrer Hilfe erfolgte eine kritische und ziemlich nüchterne Bestandsaufnahme zur Gesellschaft und dem politischen Geschehen.
Auffallend häufig verzichteten die Autoren auf eine auktoriale Erzählweise, denn der allwissende Erzähler galt nach den Erfahrungen mit der NS-Diktatur als fragwürdig.
Lyrik
In der Lyrik zeigte sich die Ablehnung herkömmlicher Stil- und Sprachmittel sehr deutlich in der Verwendung von Chiffren und Gleichnissen.
Die Lyrik in den 1950er Jahr lässt sich in drei Arten unterteilen:
- Lyrik, die sich mit dem Nationalsozialismus und der NS-Vergangenheit auseinandersetzte. Zu dieser Art der Lyrik zählt die »Todesfuge« von Paul Celan.
- Lyrische Werke ohne einen Realitätsbezug. Diese Art der Lyrik wird auch als absolute Lyrik oder reine Lyrik bezeichnet. Viele Werke von Gottfried Benn werden dieser Lyrik zugeordnet.
- Politische Lyrik, mit dem Ziel politische und gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen. Vor allem junge Autoren wie Hans Magnus Enzensberger waren Vertreter dieser Lyrik.
Epik
Eine Verarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit fand ebenso in vielen Romanen der 1950er-Jahre statt. Daneben wurden auch Entwicklungen der Gesellschaft in der damaligen Bundesrepublik Deutschland (BRD) kritisch behandelt.
Dramatik
Die Dramen der 1950er-Jahre wiesen meist einen zeitkritischen Charakter auf und befassten sich mit der Identitätssuche innerhalb einer moralisch fragwürdigen Gesellschaft. Neue Anreize für die Weiterentwicklung der deutschen Dramatik schaffte Friedrich Dürrenmatt aus der Schweiz.
- Frühmittelalter (ca. 500–1180)
- Hochmittelalter (1170–1250)
- Spätmittelalter (1250–1500)
- Renaissance und Humanismus (1350–1600)
- Barock (1600–1720)
- Aufklärung (1680–1800)
- Empfindsamkeit (1740–1790)
- Sturm und Drang (1770–1790)
- Weimarer Klassik (1786–1832)
- Romantik (1795–1835)
- Biedermeier (1815–1848)
- Vormärz (1815–1848)
- Junges Deutschland (1830–1848)
- Realismus (1848–1890)
- Naturalismus (1880–1900)
- Fin de Siècle und Moderne (1890–1914)
- Impressionismus (1890–1920)
- Expressionismus (1910–1925)
- Avantgarde (1915–1925)
- Neue Sachlichkeit / Weimarer Republik (1918–1933)
- Exilliteratur (1933–1945)
- Innere Emigration (1933–1945)
- Trümmerliteratur (Nachkriegsliteratur) (1945–1950)
- Literatur der DDR (1949–1990)
- Literatur der 1950er-Jahre
- Literatur der 1960er-Jahre
- Neue Subjektivität (1970–1979)
- Postmoderne und Popliteratur (1980–2000)
- Tendenzen der Gegenwartsliteratur (ab ca. 1990)