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Katz und Maus

Kapitel II

Zusammenfassung

Der Erzähler stellt die Ernsthaftigkeit von Mahlkes Frömmigkeit in Frage. Vom Studienrat Brunies nach seinen Berufswünschen gefragt, antwortet Mahlke nämlich, er wolle Clown werden. Er äußert diesen Wunsch so ernsthaft, dass niemand in der Klasse diesen doch eher ungewöhnlichen Berufswunsch in Frage stellt.

Der Erzähler Pilenz schildert das Wohnviertel Mahlkes, das auch das des Erzählers ist. Es handelt sich um Langfuhr, einen Vorort von Danzig, dessen Bild durch gleichförmige Einfamilienhäuser geprägt wird.

Mahlkes Zimmer befindet sich in der Dachkammer eines solchen Hauses. Pilenz schildert das Inventar des Jungenzimmers, in dem sich auch Beutegut aus dem Minensuchboot befindet. Es fällt auf, dass neben dem für Jungs typischen Dekor (Schmetterlingssammlung, Fotos von Schauspielern und Kriegshelden) auch ein Druck der Sixtinischen Madonna im Zimmer hängt. Ein weiteres Kuriosum ist eine ausgestopfte Schneeeule, die gewisse Ähnlichkeit mit Mahlke zu haben scheint.

Als wichtigster Einrichtungsgegenstand gilt Pilenz aber das aus dem Boot geborgene Grammophon, das Mahlke repariert und wieder funktionstüchtig gemacht hat. Platten hat er jedoch keine.

Mahlke wird als guter Schüler geschildert, der allerdings nicht allzu viel Fleiß zu investieren scheint. Auch ist er in schulischen Dingen nicht auf Konkurrenz bedacht, lässt alle abschreiben.

Eine Besonderheit an ihm ist, dass er sehr zurückhaltend bei sexuellen Späßen ist. Während die anderen Jungs mit Präservativen herumspielen und ähnliches, bleibt er auf Abstand.

Dennoch ist es Mahlke wichtig, gemocht zu werden und Leistungen zu bringen, zu denen andere nicht fähig sind. Dies erstreckt sich vor allem auf den sportlichen Bereich. Pilenz pocht jedoch darauf, dass Mahlke kein Angeber ist.

Gegen Ende des Kapitels wird das Minensuchboot, das als Treffpunkt fungiert, nochmal zum Thema. Vor dem Hintergrund des Krieges und einer gewissen Begeisterung für Technik, sind die in der Hafen- und Werftstadt Danzig lebenden Jungs sehr auf Kriegsschiffe fokussiert. Das Minensuchboot wird im Zusammenhang der gesamten polnischen Marine vorgestellt und erklärt, wie es zu dem Unglück kam. Das Boot, die Rybitwa, schlug schon auf der Jungfernfahrt leck.

Analyse

Eine der wichtigsten Funktionen des 2. Kapitels ist es, das polnische Minensuchboot mit einer Geschichte auszustatten. Diese Geschichte des Bootes entwickelt sich aber frei aus der Erzählung heraus. Zunächst geht es nämlich darum, dass Mahlke auch im Aufzählen der Flotten (damals ein Hobby der Jungs) bald der Beste sein wird (29). Mahlke kann selbst die Namen der japanischen Schiffe »fließend und ohne Stocken« (ebd.) aufsagen. Zusammen mit dem Fakt, dass Mahlke erst sehr spät schwimmen gelernt hat, ergibt sich das Bild eines Spätzünders, der aber alle, die vor ihm waren, überflügeln will. Hier findet sich ein Hinweis auf die »kleinbürgerliche Mentalität« (Hasselbach, 1990: 40). Mahlke ist ein Emporkömmling, ist also doch, entgegen dem Bekunden Pilenz', eine Art Streber.

Das Minensuchboot ist deshalb so wichtig, weil es die zentrale Bühne für Mahlkes Künste wird. Dazu kommt, dass das Boot immerhin ein Überbleibsel des Krieges ist. Man könnte also sagen, dass Mahlkes Entwicklung auf dem Krieg beruht – und tatsächlich ist es ja der Krieg, der ihm erst die Möglichkeit verschafft, sich richtig auszuzeichnen.

Zudem verweist das Boot nicht nur auf den Krieg, sondern fungiert auch als Schutzraum für die Jungs. Hier sind keine Erwachsenen, hier sind sie ganz unter sich. Das Minensuchboot, obwohl es ein Wrack ist und auf eine Katastrophe verweist, stellt einen Rückzugsort für die Jugendlichen dar.

Wichtig ist auch, dass das Wohnmilieu geschildert wird. Es handelt sich um eine typische Vorortsiedlung in Danzig-Langfuhr, in der das kleinbürgerliche Milieu lebt. Die Enge wird durch die dichte Schilderung des Straßennetzes noch betont. Mahlkes Zimmer ist eine Dachkammer, die über die Enge des Milieus hinauszuweisen scheint. Auch dass das Fenster der Dachkammer auf eine Kirche sieht, ist von Bedeutung.

Mahlkes Zimmer wird als Raum gezeichnet, der sich von seinem Umfeld ablöst und gleichzeitig auf etwas anderes hinweist (die Kirche). Damit wird die Frömmigkeit Mahlkes gespiegelt, dessen Glaube an die Jungfrau Maria ja ebenfalls über das irdische, alltägliche Dasein erhaben ist.

Veröffentlicht am 10. Oktober 2022. Zuletzt aktualisiert am 20. Oktober 2022.