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Katz und Maus

Kapitel III

Zusammenfassung

Pilenz schildert Mahlke als nicht sehr hübschen Jungen. Er gibt aber zu bedenken, dass das ausschließlich am Adamsapfel liegen könnte. Erstmals wird hier angedeutet, dass Mahlke mit einem riesigen Geschlechtsteil ausgestattet ist.

In der Öffentlichkeit wird jedoch vor allem der riesige Adamsapfel gesehen, der laut Erzähler Pilenz fast ein Eigenleben zu haben schien.

Mahlke interessiert sich nicht für Mädchen, im Gegensatz zu den anderen pubertierenden Jungs. Eine Zeit lang begleitet das Mädchen Tulla Pokriefke die Jungs zum Boot. Tulla wird allerdings weniger als Mädchen gesehen, sondern gilt eher als Kamerad.

Deswegen haben die Jungs auch kein Problem damit, vor Tulla zu onanieren und auf das Boot zu ejakulieren. Tulla ist von dem Sperma fasziniert und spielt damit herum, indem sie es wie Farbe anrührt. Sie verlangt von den Jungs, zu ejakulieren.

Als sie es auch von Mahlke verlangt, sträubt dieser sich zunächst. Aus Tullas Provokationen reagiert er, indem er sie ohrfeigt und dann sein Geschlechtsteil herausholt. Tulla und die Jungs sind verblüfft über die Größe von Mahlkes Geschlechtsteil und der großen Menge Sperma, die er ejakuliert. Mahlke ist zudem in der Lage, zweimal in direkter Folge zu ejakulieren.

Besonders Tulla ist davon beeindruckt und sucht in der Folge die Nähe Mahlkes. Er aber kommt ihrem Bitten nach Wiederholung nicht nach. Bald sind die Jungs wieder unter sich.

Der Erzähler schildert nicht nur Mahlkes Geschlecht, das übrigens den Eindruck des übergroßen Adamsapfels mildert, sondern auch sein Gesicht. Dabei fällt auf, dass sich Mahlkes Gesicht zu entziehen scheint. So greift Pilenz zu einer Karikatur, die ein Mitschüler von Mahlke anfertigte. Mahlke reagiert auf die Karikatur mit einem heftigen Gewaltausbruch.

Analyse

In diesem Kapitel finden sich erste Hinweise auf eine potenzielle Homosexualität des Erzählers. Mahlkes Penis ist nicht einfach nur groß, er ist »erwachsener gefährlicher anbetungswürdiger« (35). Auch Tulla spiegelt das quasi anbetende Verhalten gegenüber Mahlkes Glied: »Darf ich mal schnell, nur ganz schnell?« (ebd.). Diese Szene ist zur Zeit der Erstveröffentlichung als Skandal empfunden worden – und auch heute ist die Szene noch durchaus anstößig, da es sich ja eigentlich um eine Form der Kinderpornographie handelt. Die Szene ist aber wichtig, da Mahlke hier als jemand dargestellt wird, der mit bestimmten Vorzügen rechnen kann. Allerdings ist im Alltag nur der negativ besetzte Adamsapfel sichtbar. Der wohl eher positiv besetzte Phallus muss unter Kleidung verborgen werden. Penis und Adamsapfel werden aber miteinander in Beziehung gesetzt: »Aber das Ding hatte seine Entsprechungen« (32). Sie gehören zusammen wie zwei Seiten einer Medaille.

Besonders wichtig ist auch das Ende des Kapitels. Hier wird Mahlke karikiert und diese Karikatur ist es, die Pilenz benutzt um dem Leser Mahlkes Äußeres zu schildern (Schröder, 1986: 77).

Dies ist so wichtig, weil die Figur Mahlke hier wieder hinter äußeren Attributen zu verschwinden scheint. Niemand weiß, wie Mahlke wirklich ausgesehen hat, was bleibt ist lediglich die Karikatur. Alle erinnern sich bloß an das Abbild, nicht an das Original.

Das zentrale Problem von Mahlke ist, dass er hinter Attributen verschwindet, hinter dem Adamsapfel, dem Orden, der Karikatur. Die ganze Novelle versucht eine authentisches Bild Mahlkes zu entwerfen, muss aber aus genau diesem Grund scheitern. Das Erzählen dringt niemals hinter die Oberfläche.

Veröffentlicht am 10. Oktober 2022. Zuletzt aktualisiert am 20. Oktober 2022.