Skip to main content

Katz und Maus

Kapitel VI

Zusammenfassung

Als wieder Sommer ist, ist Mahlke allerdings nicht mehr der begeisterte Schwimmer des vorigen Sommers. Mittlerweile sind auch jüngere Schüler auf das Wrack gestoßen und verleiden den älteren den dortigen Aufenthalt. Die Jungs beobachten nun vor allem die U-Boote, die von der nahen Werft auslaufen.

Dennoch taucht Mahlke noch einmal, aber nur, um einen der jüngeren Schüler, der unter Deck eingeklemmt war, zu retten. Mahle übernimmt auch bei den Wiederbelebungsversuchen, die erfolgreich sind, das Kommando.

Von nun an taucht Mahlke wieder, allerdings ohne Schraubenzieher. Einer der Tauchgänge zieht sich dabei so in die Länge, dass die oben gebliebenen Jungs, darunter Pilenz, erwarten, Mahlke müsse etwas zugestoßen sein. Sie bereiten sich schon darauf vor, den Erwachsenen vom Unglück erzählen zu müssen. Die Nachricht vom Tod Mahlkes dessen Mutter zu überbringen, muss Pilenz übernehmen.

Dann aber ist Mahlke unvermittelt wieder da und macht sich über die Jungs und ihre Sorge lustig. Er hat aus dem Inneren des Bootes ein Paar Kopfhörer geholt. So kommt heraus, dass Mahlke unter Wasser den Zugang zur Funkerkabine gefunden hat, in der kein Wasser steht. Die Kabine kann nur Mahlke erreichen, da nur er in der Lage ist, so lange zu tauchen.

In der Folge holt Mahlke allerlei technisches Gerät aus der Funkerkabine und verschenkt es an die Jungs. Er selbst holt das Dekor aus seinem Zimmer in der Dachkammer und verstaut es in der Kabine. Der Erzähler hat die Kabine nie gesehen, malt sich aber aus, wie Mahlke sie eingerichtet haben muss. Auch die Sixtinische Madonna bringt Mahlke in die Kabine. Im Anschluss ist Mahlke so aufgeräumt wie nie und pfeift Marienlieder, bei denen er nur vom Erzähler (dem einzigen anderen Katholiken an Bord) begleitet werden kann.

Auch das von ihm reparierte Grammophon bringt Mahlke in die Kabine. Mittlerweile hat er auch Schallplatten und spielt sie in der Folge ab. Die Jungs genießen die Musik, die Mahlke ihnen aus dem Inneren des Schiffs vorspielt.

Gleichzeitig wird gegen Ende des Kapitels deutlich, wie ambivalent ihr Bild von Mahlke ist. Sie bewundern ihn, verachten ihn aber auch gleichzeitig.

Analyse

Der Anfang des sechsten Kapitels offenbart, wie wenig zutreffend Pilenz' Deutungen der Gefühle Mahlkes sind. Hat das letzte Kapitel noch behauptet, Mahlke wolle unbedingt wieder tauchen, so zeigt er im Sommer überhaupt keine Anzeichen dafür.

Erst die Notlage eines jüngeren Schülers bringt Mahlke dazu zu tauchen. Er tut dies aber ohne Beifall bekommen zu wollen. Hier zeigt sich die Vielseitigkeit des Charakters Mahlke. Natürlich will er dazugehören und ist eine Art Mitläufer, gleichzeitig ist aber wirklich ein Held.

Interessant ist, dass der Absatz, in dem die Rettung des Jungen geschildert wird, wieder mit »... und einmal« (59) beginnt. Hier wird eine Verbindung zum ersten Kapitel gezogen, was wiederum die ganze Novelle stimmiger erscheinen lässt.

Besonders wichtig ist dieses Kapitel aber deswegen, weil der frischgebackene Held Mahlke während der Rettung das ultimative Versteck findet. Dieses besteht in der Funkerkabine. Bis zu ihr zu tauchen vermag nur Mahlke. Dieses Versteck ist also nur durch Leistung zu erreichen, aber durch eine Leistung, die (fast) keiner aufbringen kann. Der Schutzraum des Minensuchboots wird somit durch einen weiteren Schutzraum binnendifferenziert.

Spannend daran ist, dass die Funkerkabine beim intakten Boot der Raum war, der über das Boot hinauswies, das Schiff mit der Außenwelt kommunizieren ließ. Nun aber ist der Funkraum der Raum, der ins Boot hineinweist. Er ist ein verstummter Sender, Ort für die Selbstgespräche von Mahlke.

Das deutet darauf hin, dass das zerstörte Boot als Bühne für Mahlke ein problematischer Ort ist. Er entfaltet seine Funktion erst, indem er kaputt geht. Erst der Tod schafft für Mahlke die Möglichkeit zu leben.

Veröffentlicht am 10. Oktober 2022. Zuletzt aktualisiert am 20. Oktober 2022.