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Katz und Maus

Kapitel XIII

Zusammenfassung

Mahlke ist wieder bei Hochwürden Gusewski im Gottesdienst, trägt nun aber das Ritterkreuz während der Andacht. Pilenz fällt auf, dass Mahlke extrem schwitzt – was sonst nicht seine Art ist.

Der fahnenflüchtige Mahlke erwartet Pilenz wieder draußen. Mahlke behauptet, er habe sich am vorigen Abend noch mit Tulla getroffen und sie hätten miteinander geschlafen. Pilenz glaubt diese Geschichte nicht.
Mahlke bittet ihn nun um Hilfe, da er sich nicht mehr Zuhause blicken lassen könne – er glaubt, bereits gesucht zu werden.

Schließlich entscheidet Mahlke, auf das Minensuchboot zu gehen. Auf dem Weg dorthin treffen die beiden einige Schüler, die Mahlke mit Fragen über seine Taten im Krieg ausfragen. Nachdem sie nicht aufhören ihn zu befragen, ergreift er schließlich die Flucht.

Nachdem sie den Jungs entkommen sind, nimmt Mahlke das Ritterkreuz ab und beginnt, unreife Stachelbeeren von einem nahen Busch zu essen. Unterdessen geht Pilenz zu Mahlke nach Langfuhr und erschwindelt Proviant für den Fahnenflüchtigen. Die Tante, die Pilenz öffnet, scheint keinen Verdacht zu schöpfen.

Wieder bei Mahlke lügt Pilenz zunächst, er solle einen Gruß bestellen. Schließlich erzählt er die zweite Lüge, die Frauen Mahlke seien bereits abgeholt worden. Auf beide Lügen reagiert Mahlke nicht. Er isst weiterhin unreife Stachelbeeren.

Mahlke gibt vor, Bauchschmerzen zu bekommen, deswegen könne er nicht schwimmen. Pilenz rudert die beiden schließlich zum Minensuchboot. Auf der Fahrt erzählt Mahlke seinen geplanten Vortrag.
Auf dem Boot angekommen, weist Mahlke auf einen nicht weit entfernt liegenden Tanker, von dem er behauptet, er fahre unter (neutraler) schwedischer Flagge. Mahlke entwirft einen Fluchtplan.

Schließlich zieht Mahlke sich aus, entledigt sich auch des Ordens – wobei nicht klar ist, wo dieser schlussendlich landet – und taucht, mit einigen Konservenbüchsen, in Richtung Funkerkabine. Pilenz enthält ihm unterdessen den Dosenöffner vor.

Den Dosenöffner wirft der Erzähler auf der Rückfahrt ins Meer. Ob Mahlke in der Kabine sicher angekommen ist, bleibt unklar.

Pilenz kehrt nicht wieder zurück. Mahlke wird nie wieder gesehen.

Analyse

Das Buch endet mit dem Satz: »Aber Du wolltest nicht auftauchen.« (150) und auch dieser Satz ist doppeldeutig. Lapidar bedeutet er, dass Mahlke nicht in Erscheinung treten wollte; dies ist seine metaphorische Bedeutung. Rein faktisch bedeutet der Satz, dass Mahlke nicht an die Wasseroberfläche kommen wollte. Mahlkes Schwimmen steht metonymisch für seine ganze Existenzweise.

Nun ist allerdings der Erzähler Pilenz so wenig zuverlässig, dass man ihm eigentlich nichts mehr glauben kann. Gerade dass Pilenz Mahlke den Dosenöffner vorenthält, offenbart ein sehr negatives Bild von Pilenz' Charakter. Dennoch kann man den Satz »Du wolltest nicht auftauchen« vielleicht doch ernst nehmen.
Wie es in der Analyse des vorangegangenen Kapitels bereits festgestellt wurde: Mahlkes Problem lässt sich nicht mehr lösen. Die einzige Möglichkeit ist Flucht.

Mahlkes Fluchtplan ist aber von Anfang an illusorisch. Niemand kann das Hoheitszeichen am Tanker erkennen, sich als Fahnenflüchtiger dorthin zu bewegen ist also völlig ausgeschlossen, da es sich eben auch um einen deutschen Tanker handeln kann. Aber vielleicht ist die Flucht, die Mahlke anstrebt, keine Flucht von einem Land ins andere, sondern vielmehr eine radikale Flucht aus der Welt.

Mahlke sieht sich am Ende eines Weges in die Ecke gedrängt. Sein Fehlverhalten wirkt nach und nun hat er zusätzlich eine Körperverletzung begangen und ist, noch schlimmer, fahnenflüchtiger Soldat. Dies bedeutet, dass auf ihn nur der Tod wartet.

Auch wenn es offengelassen wird – es ist mehr als wahrscheinlich, dass Mahlke (der inzwischen auch dicker geworden ist und durch die faulen Beeren nicht schwimmen kann) es nicht geschafft hat und ertrunken ist. Mahlke ist schließlich endgültig abgetaucht, das sagt der letzte Satz eben auch.

Durch das Anredepronomen Du wird die Anrufung besonders eindringlich. Gleichzeitig korrespondiert sie mit der aus dem ersten Kapitel bekannten Formulierung »Du schwammst dich frei«. Mahlke und sein Schwimmen sind die Klammern, zwischen denen sich sein eigentliches Leben abgespielt hat. Ein kurzes Leben und ein schuldiges Leben. Wahrscheinlich hat Mahlke, dessen Seele niemanden vorgestellt wurde, tatsächlich Selbstmord begangen.

Veröffentlicht am 10. Oktober 2022. Zuletzt aktualisiert am 20. Oktober 2022.