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Maria Stuart

Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1800
Uraufführung
1800
Originalsprache
Deutsch
Literarische Epoche oder Strömung

Über das Werk

»Maria Stuart« ist eine Tragödie in fünf Akten des klassischen Dichters Friedrich Schiller (17591805). Zwar sind erste Auseinandersetzungen mit dem Stoff bereits aus dem Jahr 1783 belegt, doch Schiller beginnt die Arbeit an dem Stück erst sechzehn Jahre später, im Jahr 1799, unmittelbar nach der Fertigstellung der »Wallenstein«-Trilogie. Die Uraufführung findet am 14. Juni 1800 am Weimarer Hoftheater statt, 1801 wird das Stück in Berlin übernommen. Eine Buchausgabe liegt im April 1801 vor.

Die Hinrichtung der schottischen Königin Maria Stuart (15421587) nach langer englischer Gefangenschaft übernimmt Schiller als Theaterstoff aus dem festen Repertoire des europäischen Dramas. Als er seine Tragödie zu schreiben beginnt, existieren bereits über fünfzig Maria-Stuart-Dramen, in denen die Heldin entweder als katholische Märtyrerin oder als schöne Verführerin profiliert wird. Schiller gründet seine Version des Stoffes nicht so sehr auf die literarischen Vorgänger als auf ein intensives Studium der historischen Quellen. Zugleich bringt er viele der in der literarischen Tradition bisher nur getrennt ausgeführten Aspekte in einen Zusammenhang. Akribie und Detailfreude kennzeichnen seine Übernahme historischer Fakten ebenso wie die entschiedene Orientierung am dramaturgischen Effekt. Die Chronologie etwa des diplomatischen Bruchs zwischen England und Frankreich wird bedeutend verschoben, es werden Figuren hinzu erfunden und auch die zentrale Szene des Stücks, die Begegnung der beiden Königinnen Maria und Elisabeth, hat es so nie gegeben.

Das Stück spielt zu Beginn des Jahres 1587 in London und in Fotheringhay, wo Maria gefangen liegt, und umfasst die letzten drei Tage vor ihrer Hinrichtung. Nach langjähriger Gefangenschaft wird Maria in einem fragwürdigen Gerichtsprozess der Beteiligung an einer Verschwörung gegen die Königin Elisabeth überführt und zum Tode verurteilt. Thema des Stückes ist die Vollstreckung dieses Urteils. Während Maria sie durch die Begegnung mit der rivalisierenden Königin Elisabeth zu verhindern sucht und Mortimer die gewaltsame Befreiung Marias plant, zögert Elisabeth, sie anzuordnen, weil sie um ihren Ruf als tugendhafte, gerechte Königin bangt. Letztlich ist es das spektakuläre Scheitern der Befreiungsversuche Marias und ihrer Partei, das die Vollstreckung erzwingt und beschleunigt.

Der zwischen den Königinnen ausagierte Konflikt liegt dabei auf vielen Ebenen gleichzeitig, so auf einer juristischen, außenpolitischen, konfessionellen, dynastischen und erotischen Ebene. Zur existenziellen Bedrohung wird Maria für Elisabeth aufgrund ihres Anspruches auf den englischen Thron. Außerdem wird die in jungfräulicher Freiheit regierende Elisabeth in der Auseinandersetzung mit der anziehenden Maria mit ihrer unterdrückten Weiblichkeit konfrontiert.

Schiller konzipiert die Tragödie als Musterstück der von ihm und Goethe propagierten dramatischen Ästhetik. Regeln des klassizistischen Dramas werden weitgehend befolgt und die Symmetrie der Anlage (die äußeren Akte I und V stellen Maria, die inneren II und IV Elisabeth in den Vordergrund, im Mittelakt treffen sie aufeinander), die stilistische Homogenität und der Vorrang der dramatischen Handlung vor den Charakteren oder vor einer inhaltlich vertieften Auseinandersetzung wurden stets gewürdigt.

Veröffentlicht am 23. Mai 2011. Zuletzt aktualisiert am 18. April 2023.

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